„Nicht nur Pädagogen tun Kindern gut“

Etwa 6000 Erzieherinnen und Erzieher fehlen in Baden-Württemberg: Diskussion zum Fachkräftemangel im Stuttgarter Rathaus
"Nicht nur Pädagogen tun Kindern gut"

Stuttgart. Der Stadt Stuttgart geht es nicht besser als derzeit allen Trägern von Kitas in Baden-Württemberg: Sie sucht händeringend nach pädagogischem Personal. „Wir müssen die Attraktivität des Erzieherberufs steigern und die Verdienstmöglichkeiten verbessern“, sagte die Sozialbürgermeisterin Isabel Fezer bei einer Diskussion des Verbands freier unabhängiger Kindertagesstätten Stuttgart (VFUKS).

Bundesweit fehlen in den nächsten Jahren bis zu 25 000 Erzieherinnen und Erzieher, in Baden-Württemberg etwa 6000, schätzen Experten. „Durch die Aufstockung des Personalschlüssels wird sich dieses Problem noch verstärken“, betonte Waltraud Weegmann, Vorstandsmitglied des VFUKS und Geschäftsführerin der Konzept-e für Kindertagesstätten gGmbH und des Kind e.V. in Stuttgart. Im Land Brandenburg versucht man deshalb verstärkt, Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger für die pädagogische Arbeit mit Kindern zu qualifizieren, berichtete Detlef Diskowski vom Ministerium Bildung, Jugend und Sport Brandenburg. Er plädierte für eine Erweiterung des Fachkräftebegriffs: „Nicht nur Pädagogen tun Kindern gut.“ Auch andere Berufsgruppen wie beispielsweise Schreiner oder Gärtner bereicherten den Kita-Alltag und könnten in der Praxis, sprich tätigkeitsbegleitend, ausgebildet werden. „Wir haben eine ehemalige Friseuse in einer Kita. Die ist bei den Mädchen der Hit“, erzählte Diskowski.

In Baden-Württemberg ist bisher eine drei- bis vierjährige Ausbildung Voraussetzung, um als pädagogische Fachkraft anerkannt zu werden. Nur dann erhält der Kita-Träger für diese Person Zuschüsse. Roland Kaiser vom Landesjugendamt musste zugeben, dass er die engen gesetzlichen Vorgaben, die seine Behörde umsetzt, nicht immer nachvollziehen kann. So dürfe beispielsweise eine ausgebildete Grundschullehrerin nicht einmal als Zweitkraft in einer Kita arbeiten. Sie müsse sich erst nachqualifizieren. Diese engen Richtlinien und Anerkennungsverfahren machten es Trägern noch schwerer, Personal zu finden, sagte Weegmann. Sie forderte dringend, mehr Ausnahmen zuzulassen. So werden bisher auch Pädagogen mit im Ausland erworbenen Abschlüssen und Studenten mit Bachelor-Abschlüssen, etwa im Fach Elementarpädagogik, nur in Ausnahmefällen anerkannt. „Wir sind im Moment daran, den Fachkräftekatalog zu ändern“, sagte Hildegard Rothenhäusler vom baden-württembergischen Kultusministerium. „Doch Gesetze lassen sich nicht von heute auf morgen ändern“, beugte sie Erwartungen vor, dass sich hier schnell etwas ändern werde. Der Einsatz von Nicht-Fachkräften reiche übrigens auch nicht aus, um alle Löcher zu stopfen, warnte Sozialbürgermeisterin Fezer. Die Ausbildung müsse attraktiver werden, um mehr Jugendliche für den Erzieherberuf zu gewinnen, forderte Fezer. „Eine Ausbildungsvergütung ist unbedingt notwendig.“

Dass die Ausbildung modernisiert werden muss, darin waren sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Diskussionsrunde einig. „Es handelt sich nicht nur um ein quantitatives, sondern auch um ein qualitatives Problem“, kritisierte Weegmann die momentane Erzieherausbildung. Erste innovative Initiativen in diese Richtung gibt es. „Wir denken über eine duale Ausbildung nach“, berichtete Ministerialrätin Rothenhäusler. Diese solle auch in Teilzeit möglich und bezahlt sein. Zwei Pilotprojekte starten 2012 in Heilbronn und Ravensburg.

Eine duale Fachschule für Pädagogik betreibt seit September 2011 bereits ein privater Träger, die Konzept-e für Bildung und Soziales in Stuttgart-Vaihingen. Die Ausbildung mit einem dreimonatigen Wechsel von Theorie und Praxis dauert drei Jahre und die Fachschülerinnen und Fachschüler erhalten eine Vergütung. Für den Ausbildungsjahrgang 2012 kann man sich noch bis 15. März 2012 unter www.freiedualefachschule.de bewerben.

VFUKS: Der Verband freier unabhängiger Kindertagesstätten (VFUKS) vertritt die Interessen von mehr als 30 Kindertagesstätten, die insgesamt über 1500 Betreuungsplätze in Stuttgart anbieten. Insgesamt betreuen die Mitglieds-Kitas 25 Prozent aller Kinder zwischen 0 und 3 Jahren in Stuttgart. Alle Mitglieder des Verbandes zählen zu den „Sonstigen Freien Trägern“, das bedeutet, dass diese weder der Stadt noch den Kirchen direkt angehören. Der Verband hat sich im Mai 2011 gegründet.

Foto: Konzept-e / Tom Perper
Die Konzept-e für Bildung und Soziales GmbH ist 2004 aus der 1988 gegründeten Konzept Unternehmensberatung hervorgegangen und ist Consultant für betriebliche Fragestellungen. In den letzten Jahren spezialisierte sich Konzept-e auf die Beratung von Unternehmen zu Maßnahmen, die die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessern. Der Schwerpunkt der Tätigkeit liegt auf Konzeption und Umsetzung von betrieblichen und betriebsnahen Kindertagesstätten. In diesem Bereich berät das Konzept-e auch Kommunen und setzt kommunale Projekte um.
Die zur Konzept-e für Bildung und Soziales GmbH gehörende Konzept-e für Kindertagesstätten gGmbH leitet heute über 20 Kinderhäuser im gesamten süddeutschen Raum. Die Mehrzahl der Einrichtungen wird von Unternehmen getragen, die sich zu Vereinen zusammengeschlossen haben.
Konzept-e übernahm die Vereinsgeschäftsführung des KiND e.V. Stuttgart, des KiND und Beruf e.V. sowie die Geschäftsführung des KiND e.V. Dachverbandes (www.kind-dachverband.de).
Gemeinsam mit dem Kind e.V. Dachverband und der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH führt Konzept-e den jährlich in Stuttgart stattfindenden Kongress für Betreuung und Bildung „Invest in Future“ (www.invest-in-future.de) durch. Das Symposium wendet sich an Unternehmen, Träger sowie die öffentliche Hand und diskutiert Betreuungs- und Bildungsthemen aus pädagogischer, sozialer und wirtschaftlicher Sicht.

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