„Leichte Sprache“ soll verklausulierte Amtssprache verständlich machen

Caritas forderte eine barrierrefreie Sprache, damit Menschen mit Lernschwierigkeiten oder mit einer Behinderung am öffentlichen Leben teilhaben können

Stuttgart / Freiburg, 4. Mai – Menschen mit Lernschwierigkeiten können Briefe von Ämtern, Verträge oder Gesetze oft nicht verstehen. Die vielfach verklausulierte Sprache mit unbekannten Wörtern stellt für sie genauso eine Barriere dar, wie eine Treppe für einen Rollstuhlfahrer zum Hindernis wird. Aus diesem Grund hat ein Netzwerk von Menschen mit Lernschwierigkeiten Regeln für eine Leichte Sprache entwickelt. Ihr liegen einfache Wörter und kurze Sätze zugrunde, die das Verstehen unterstützen. Die Caritas in Baden-Württemberg befürwortet anlässlich des Europäischen Protesttages zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen am 5. Mai die konsequente Einführung dieser „Leichten Sprache“. Nimmt man das Recht auf Inklusion von Menschen mit Behinderung ernst, ist es aus Sicht der Caritas im Land höchste Zeit, dass Ämter und Behörden bei Briefen, Formularen und Bescheiden eine einfach geschriebene Version beilegen.

Bescheide der Eingliederungshilfe sind nach wie vor im verwaltungsgemäßem Fachjargon formuliert. Menschen mit Behinderung oder Lernschwierigkeiten könnten daraus nicht erkennen, welche Leistungen ihnen zustehen, erklärt Steffen Müller von der Stiftung Haus Lindenhof in Schwäbisch Gmünd, einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung spitzenverbandlich vertreten durch den Caritasverband Rottenburg-Stuttgart.

Bei der Einführung der Leichten Sprache in behördlichen Zusammenhängen und auch bei Anleitungen für technische Geräte, Beipackzetteln für Medikamente oder im Internet handle es sich laut Johannes Böcker, Caritasdirektor der Diözese Rottenburg-Stuttgart, nicht um ein Sonderrecht für behinderte Menschen: „Leichte Sprache ist wichtig für Frauen und Männer mit Lernschwierigkeiten und gehört zu den Grundprinzipien der Barrierefreiheit.“

Auf diese Weise werde ein Menschenrecht umgesetzt, das Menschen mit Lernschwierigkeiten oder mit Behinderung zuspreche, selbstbestimmt an politischen und sozialen Möglichkeiten der Gesellschaft teilzuhaben, betont der Freiburger Caritasdirektor Bernhard Appel. Die beiden Caritasdirektoren betonen, dass viele Menschen – insbesondere auch Menschen, die nicht so gut lesen oder Deutsch könnten – von der Einführung der Leichten Sprache profitierten. Gerade öffentliche Behörden sollten aus Sicht der Caritas in Baden-Württemberg beispielhaft die UN-Behindertenrechtskonvention umsetzen, die Deutschland 2009 unterzeichnet hat. Sie schreibt das Recht auf selbstbestimmte Teilhabe von Menschen mit Behinderung fest und nimmt explizit Bezug auf eine Barrierefreiheit im umfassenden Sinne.

Mit der diesjährigen Jahreskampagne „Kein Mensch ist perfekt. Behinderte Menschen: Menschen wie du und ich“ macht sich die Caritas für den Leitgedanken der Inklusion stark. Inklusion meint das selbstverständliche und gleichberechtigte Zusammenleben von Menschen mit und ohne Behinderung. Dies setzt ein barrierefreies Umfeld voraus, das aus Sicht der Caritasverbände Rottenburg-Stuttgart und Freiburg eine verständliche Form der Kommunikation zwingend beinhaltet.

Weitere Informationen unter www.leichtesprache.org, www.people1.de/ und www.caritas-rottenburg-stuttgart.de.

Als Wohlfahrtsverband der katholischen Kirche vertritt die Caritas in Baden-Württemberg über 3.900 Einrichtungen mit mehr als 180.000 Plätzen in unterschiedlichen Hilfefeldern, in denen 59.000 Mitarbeiter/innen und 33.000 Ehrenamtliche tätig sind.

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